Eigentlich wollten wir mit unseren Freunden den Lanta Tempel in Oldtown aufsuchen, um am gestrigen 26. Oktober gemeinsam mit Millionen Thais und Zehntausenden von Ausländern in Thailand dem verstorbenen König Bhumipol die letzte Ehre zu erweisen. Am Vorabend informierte mich Djäo jedoch, dass sie und ihre Familie lieber nach Krabi fahren wollten, denn im dortigen Thara Park stehe eine der 85 offiziellen Nachbildungen des Bangkoker Krematoriums. Dort sei die Zeremonie bestimmt schöner.
Um 7 Uhr morgens fuhren wir von Lanta aus los, denn vor dem Beginn der offiziellen Feierlichkeiten wollte Djäo noch einige Dinge im Makro und Big C einkaufen. Wenn man schon mal in Krabi ist ...
Aber zuvor mussten wir noch unsere Schuhe wechseln, Djäo bestand darauf, dass wir statt der schwarzen Sandalen geschlossene Schuhe trugen, so stand es ja auch in den Veröffentlichungen zum offiziellen Dress Code. Changs dunkelblaue Bluejeans nickte sie allerdings ab, obwohl der offizielle
Dress Code Bluejeans untersagte. Nur, Chang hat hier auf Lanta keine dunklere Hose, und Shorts, selbst schwarze, waren für Männer, die an der Zeremonie teilnehmen, auch verboten (ganz abgesehen davon, dass Chang Shorts höchstens am Strand trägt oder wenn wir nach Saladan laufen, um dort einzukaufen).
Nach der Shopping-Tour gab es Lunch im Foodcourt von Big C und dann fuhren wir zu einem der Parkplätze in der Nähe des Thara Parks, um von dort mit einem an diesem Tag kostenlosen Taxi-Shuttles zum Park zu gelangen.
Kurz nach 13 Uhr trafen wir ein.
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Personen- und Taschenkontrolle am Eingang zum Park |
Es waren schon sehr viele Menschen vor Ort, die auf den Beginn der Zeremonie warteten. Was mir sofort auffiel, war die gute Planung und Organisation: Es gab jede Menge Helfer, die meisten natürlich Soldaten, aber am auffälligsten waren die vielen Pfadfinder, denn der verstorbene König war ja auch höchster Pfadfinder Thailands gewesen. Außerdem gab es auch viele Krankenschwestern und -pfleger, die eine Erste-Hilfe-Station besetzt hatten.
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Direkt am Eingang:
Ein Pavillon mit Bildern aus dem Leben des Königs. |
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Drei der allgegenwärtigen Helfer |
Außerdem waren mehrere große Zelte aufgebaut, in denen die Besucher warten und / oder sich ausruhen konnten.
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Wir warten gemeinsam mit unseren Freunden in einem der
Zelte für Besucher. |
Für die Ehrengäste und Mönche gab es auf beiden Seiten des Schreins separate Zelte. Mehrere Großleinwände zeigten Live-Übertragungen der Zeremonien in Bangkok und für Aufführungen am Abend war eine große Bühne aufgebaut.
Um 14 Uhr war es soweit. Alle Besucher stellten sich in geordneten Reihen vor dem Schrein auf. Es waren nach meiner Schätzung zu diesem Zeitpunkt ca. 20.000 Menschen anwesend.
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Zwischendurch mussten die Wartenden sich alle setzen.
Warum habe ich nicht verstanden. |
Es folgten nun einige Ansprachen und die Mönche intonierten Gebete. Gott sei Dank hatte sich die Sonne mittlerweile hinter dichten Wolken versteckt, sodass die Hitze leichter zu ertragen war. Die Pfadfinder gingen durch die Reihen der Wartenden und verteilten gekühles Wasser und Saft. Einige der Krankenschwestern verschenkten Inhaler und kleine Fläschchen mit kühlenden Duftölen.
Währenddessen bewegten wir uns langsam vorwärts in Richtung des Schreins. Die ganze Zeit wurden die Menschenmassen durch die Helfer, Pfadfinder und Soldaten, gelenkt und verteilt.
Nach ca. 2 Stunden erreichten wir den Vorplatz zu dem Schrein. Und hier wurde Chang seine Kleiderwahl zum Verhängnis. Er durfte nicht weiter, Bluejeans waren nun mal nicht gestattet. Er musste seitlich am Vorplatz vorbei, um dort auf Djäo und ihre Familie und mich zu warten.
Ich durfte durch die letzte Absperrung zum Vorplatz und mir aus einer Schale eine Sandelholzblüte nehmen.
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Symbolfoto. Auf demVorplatz durfte nicht fotografiert werden.
Auch der Vorplatz selber und der Schrein fielen unter das Fotografierverbot. |
Auf dem Vorplatz warteten jeweils 9 Personen in 9 Reihen vor dem Schrein. Sobald die vorderste Reihe der Gäste ihre Blüten in die dafür vorgesehenen Opferschalen gelegt und den Platz verlassen hatte, durften die nächsten 9 Personen durch die Absperrung.
Das Ablegen der Blüte erfolgte mit militärischer Präzision: Ein Herr in schneeweißer Uniform gab die Kommandos: Vortreten - Ablegen - Verbeugen (Männer) / Knicksen (Frauen)
* - Umdrehen - Wegtreten.
Sobald die Schalen gefüllt waren, wurde der Ablauf unterbrochen, damit Damen in schneeweißer Uniform diese abtransportieren konnten, nachdem sie vorher mit einem weißen Tuch abgedeckt worden waren. Gleichzeitig wurden neue, leere Schalen aufgestellt.
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Es war für mich ein wunderschönes Gefühl, dass ich bei dieser Zeremonie
dabei sein durfte und so dem verstorbenen König und den Menschen in meiner Wahlheimat
Respekt zollen konnte.
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Wir machen uns auf den Heimweg. |
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Satang darf noch eine Runde auf den Stepper,
bevor es wirklich los geht. |
Da wir noch eine zweistündige Heimfahrt vor uns hatten, verzichteten wir auf die Teilnahme an den anschließenden Aufführungen. Aber beim Verlassen des Parks konnte ich noch einen Blick auf eine Gruppe von Tänzerinnen erhaschen, die in Richtung der Bühne unterwegs war.
Gegen 17 Uhr stiegen wir wieder in ein kostenloses Taxi-Shuttle, das uns zum Parkplatz zurückbrachte. Kurz vor 19 Uhr waren wir dann zu Hause auf Lanta. Es war ein langer, ein guter Tag!
Die eigentliche Einäscherung, die am Abend in Bangkok stattfand, sahen wir uns dann im Fernsehen an.
* Staatsbedienstete in Uniform (sowohl Männer als auch Frauen) salutierten nach dem Ablegen der Sandelholzblüten.
** Die Sandelholzblüten wurden später verbrannt, die Asche in den Fluss gestreut.