Der Tod - Ein Thema, über das man am liebsten nicht nachdenkt, aber das Sterben gehört nun mal mit zum Leben und auch im hiesigen, dem thailändischen Paradies auf Erden ist das nicht anders.
Nein, ich bin nicht in einer depressiven Phase, sondern ein 73jähriger Ex-Pat, ein Bekannter von uns, ist letzte Woche in einem Krankenhaus auf dem Festland verstorben. Er lebte seit ca. 30 Jahren in Thailand, die letzten 15 Jahre davon auf Lanta und hat hier Frau und Kind. Nachdem der Totenschein ausgestellt war, wurde er nach Lanta in den Tempel in Old Town überstellt und dort in einem speziellen Pavillon aufgebahrt. Er soll insgesamt einen Monat dort bleiben, bevor er verbrannt wird.
Ein Monat ist schon recht lang und nur eine wohlhabende Familie kann sich das leisten, denn jeder Tag im Tempel kostet Geld (u.a. Miete für den mit Kühlaggregaten ausgestatteten pompösen Leihsarg, in dem sich der eigentliche, wahrscheinlich einfachere Sarg befindet). Die Dauer der Aufbahrung variiert im Allgemeinen zwischen 3 bis 7 Tagen.
Bei seiner Majestät, dem 2016 verstorbenen König Bhumiphol, war es etwas mehr als ein Jahr!
Gestern haben wir an einer der Trauerzeremonien zum Gedenken an unseren verstorbenen Bekannten teilgenommen. Ab 18 Uhr erwartet die Familie, die während der Trauerzeit quasi im Tempel wohnt, jeden Abend Gäste, die sich von dem Verstorbenen verabschieden wollen.
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Auf dem Tempelgelände in Old Town, Koh Lanta |
Nach der Ankunft im Tempel entzündet man zunächst Räucherstäbchen vor dem Sarg, erweist dem Verstorbenen die letzte Ehre, und dann gibt es Essen für alle Besucher.
Auf den Tischen, die mit Geschirr, Besteck, Essen, Wasser, Eis und - natürlich - diversen Currys, Reis und Süßigkeiten eingedeckt waren, stand auch ein Behälter mit weißen Umschlägen. Diese sind für Geldspenden der Trauergäste gedacht. Das Geld wird für die Kosten der Trauerfeier und der Beisetzung verwendet. Wir hatten bereits zu Hause einen weißen Umschlag mit einem Geldschein vorbereitet und unseren Namen darauf geschrieben. Nach dem Essen überreichten wir diesen der Witwe.
Um 19:30 Uhr begann dann die allabendliche Zeremonie, die i.d.R. von vier Mönchen abgehalten wird, die für den Verstorbenen beten, außerdem finden auch "Wechselgesänge" zwischen den Mönchen und den Angehörigen und Gästen statt und einer der Mönche spricht über das Leben und die guten Eigenschaften des Verstorbenen, sowie darüber, dass Sterben eine normale Begebenheit ist, dass alle Dinge einem bestimmten Zeitablauf unterliegen.
Bei einem speziellen Gebet goss die Witwe Wasser aus einem kleinen goldenen Gefäß mit langem Hals in einem ununterbrochenen Fluss in eine goldene Schale. Dabei gedenkt sie dem Verstorbenen und seinen Verdiensten. Wasser ist der Träger für die menschlichen Gedanken und bringt Wünsche ans Ziel. Dieser Teil der Zeremonie wird Kruad Naam (
กรวดน้ำ ), Wasserfluss, genannt.
Die Zeremonie dauerte ca. 1 Stunde, dann brachen wir auf. Ein Teil der Gäste blieb zurück, um sich weiter zu unterhalten, Karten zu spielen, noch mehr zu essen, ... Die Stimmung, die bei diesen Trauerfeiern herrscht, ist eher fröhlich, denn dem Verstorbenen sollen nur positive Gedanken mit auf seine Reise gegeben werden. Unsere thailändischen Freunde sprachen sogar davon, dass wir auf einer Party seien!
Da wir für diese Saison nur noch 2 Wochen in Lanta sind, werden wir die Verbrennung des Verstorbenen nicht miterleben. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird diese auch eher im engsten Familienkreis vollzogen.
Mittlerweile gibt es Beerdigungsinstitute, die sich darauf spezialisiert haben, den Verstorbenen in sein Heimatland zurückzubringen.
Hier ein Link mit ein paar weiterführenden Informationen.
Und hier noch ein Überblick über die im Todesfall zu erfüllenden Formalitäten, wenn die Bestattung in Thailand erfolgen soll. Diese Informationen habe ich aus dem Netz, ich kann also nicht für ihre Richtigkeit garantieren:
- Der Tod wird im Krankenhaus festgestellt. *
- Die Polizei und die Botschaft werden informiert.
- Die Polizei erstellt einen Bericht, der an das Krankenhaus geht.
- Kontakt zwischen Botschaft und Hinterbliebenen wird hergestellt.
- Die Immigrationsbehörde annulliert das Visum des Verstorbenen und überprüft die aktuellen Visa der ausländischen Hinterbliebenen. **
- Der Ort für die Feuerbestattung wird festgelegt.
- Das Krankenhaus stellt die thailändische Sterbeurkunde aus (da der Ort der Bestattung mit in der Sterbeurkunde aufgeführt wird, gilt diese Reihenfolge).
- Die Feuerbestattung findet statt.
- Der Tempel erhält eine Kopie der Sterbeurkunde.
- Die Sterbeurkunde wird von einem vereidigten Übersetzer übersetzt.
- Die
Sterbeurkunde und die Übersetzungen werden vom thailändischen Ministry
of Foreign Affairs beglaubigt und von der Heimatbotschaft des
Verstorbenen überbeglaubigt.
- Der Reisepass des Verstorbenen wird von dessen Heimatbotschaft annulliert.
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Falls der Todesfall in häuslicher Umgebung eingetreten ist, muss die Polizei innerhalb von 24 Stunden benachrichtigt werden.
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Falls die Angehörigen aufgrund eines "Dependant Visums" im Land sind, wird ihr Aufenthalt normalerweise nur um 7 Tage verlängert. Sie müssen danach ausreisen, können aber als Tourist wieder einreisen.