Vorgestern durfte ich bei der Zubereitung der traditionellen Süßspeisen zum chinesischen Neujahrsfest helfen, gestern früh waren mein Mann und ich zur Neujahrszeremonie eingeladen (wan wai = วันไหว้, eigentlich "der Tag, an dem man sich verneigt").
Um 9 Uhr ging es los. Zunächst wurde der Altar für die Ahnen gedeckt. Es gab Huhn, Ente, Fisch, Obst, gelbe Nudeln, Suppe und - natürlich - die Süßspeisen, die am Vortag bereits zubereitet worden waren. Außerdem wurden den Geistern der Ahnen auch Wasser und Schnaps, Lao khao, (!) angeboten.
Anschließend verbeugten sich alle Anwesenden vor diesem Altar, um den Ahnen Respekt zu zollen. Dabei hielt jede*r 16 Räucherstäbchen in den Händen, eines für jede der Ebenen in der "Welt der reinen Form", in der die begierdelosen Gottheiten leben. Und auf einer dieser nach oben hin immer erhabener werdenden Ebenen befinden sich auch die Ahnen, hoffentlich auf einer möglichst hohen. (Hier mehr zu dem Thema.)
Auch ich und mein Mann erweisen den Ahnen Respekt. |
Dann bekam der Heilige Baum neue Bänder und die Baumgeister kriegten ebenfalls etwas zu essen.
Im
nächsten Schritt wurden die bösen Geister vertrieben: Ein Drache
übernahm diese Aufgabe, na ja, dieser Drache war eine lange Kette
bestehend aus Knallfröschen.
Die Knallfroschkette wurde angezündet und brannte unter viel und lautem Getöse ab.
Kein Wunder, dass die Geister bei dem Lärm Reißaus nehmen 😉
Zwischenzeitlich war auch noch ein besonderer Räucherkegel abgebrannt worden: Er sollte die nächsten Lotteriezahlen enthüllen.
Und im Schwanz des abgebrannten Drachens versteckten sich auch Lotteriezahlen. Die Suche danach dauerte etwas, war aber schließlich erfolgreich.
Leider kann ich diese chinesischen Zahlen nicht lesen. |
Ob er wohl g**gle translate benutzt? |
Ich bin sehr gespannt, ob die Zahlen tatsächlich bei der nächsten Ziehung gewinnen werden!
Schlussendlich bekamen dann auch wir Menschen etwas zu essen.
Khun Dtiu, die Chefin, tischt uns auf. |
Wir bedanken uns herzlich bei der Familie, die das Somewhere Else hier auf Koh Lanta am Long Beach betreibt. Es war uns eine Ehre, bei der Zeremonie dabei sein zu dürfen.
PS:
Der
eigentliche Neujahrstag ist in 2021 der 12. Februar. Für die chinesisch
stämmigen Thais ist das normalerweise ein Familientag, man besucht die
Verwandschaft und reist dafür kreuz und quer durchs Land. Dieses Jahr
geht es etwas ruhiger zu, denn aufgrund der Angst vor einer möglichen
Ansteckung mit Covid-19 beim Reisen bleiben viele Menschen zu Hause, und
das, obwohl das Chinesische Neujahr dieses Jahr zum ersten Mal
offizieller Feiertag in Thailand ist.
Es gibt natürlich noch weitere Sitten und Gebräuche, so gehen viele Menschen auch in einen der vielen chinesischen Tempel, um zu opfern und zu beten, dass das Neue Jahr nur Gutes bringt. Die Häuser werden geschmückt, wobei rote und goldfarbene Deko verwendet wird. Kindern überreicht man rote Umschläge mit Geldgeschenken. Ein traditionelles Gericht, das während der Feiertage gerne verzehrt wird, sind übrigens gefüllte Klöße. Es heißt auch, dass das Chinesische Neujahr, speziell die Verehrung der Ahnen, für Thai-Chinesen eine größere Bedeutung habe, als für die Chinesen in China. Der Grund soll in der großen Entfernung von der alten Heimat und den dort verbliebenen Vorfahren liegen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen