Am nächsten Tag ging es los in Richtung Nordvietnam: Wir flogen nach Hanoi, um von dort aus den Nachtzug nach Lao Cai zu borden. Lao Cai liegt unmittelbar an der Grenze zu China.
Gleich nach der Ankunft (5 Uhr früh) fuhren wir mit unserem Fahrer nach Sapa, einem touristisch voll erschlossenen „Alpen“-Dorf in den nordvietnamesischen Bergen.
Dort machten wir nach Frühstück und Dusche ein moderates Trekking durch die Dörfer Lao Chai und Ta Van, die von ethnischen Minderheiten der H‘mong bzw. der Roten und Schwarzen Dai bewohnt werden. Wir stiegen durch die in Terrassen angelegten Reisfelder hinunter (und wieder hinauf), während unser Guide, selber ein Roter Dai, uns einiges zu Sitten und Gebräuchen der unterschiedlichen Ethnien erzählte. So ist es z.B. üblich, dass ein junger Mann das Mädchen seiner Wahl entführt. Wenn es nach drei Tagen als geschätzter Gast im Elternhaus des Möchtegern-Bräutigams der Ehe nicht zustimmt, darf die Kleine wieder nach Hause. Ich benutze die Formulierung „Kleine“ bewusst – die Bräute sind i.d.R. zwischen 14 und 16 Jahre alt (die Bräutigame nicht viel älter).
Nach der Nacht im Zug gönnten wir uns auch in Sapa eine Massage. Am nächsten Morgen fuhren wir nach Coc Ly, wo jeden Dienstag ein ethnischer Markt stattfindet – und wir waren tatsächlich an einem Dienstag vor Ort! Die Menschen, die in den Hügeln leben, treffen sich in Coc Ly, um ihre Wocheneinkäufe zu erledigen oder um ihre Produkte (Stoffe, Saatgut, aber auch Schweine und Büffel) zu verkaufen.
Auf dem Rückweg nach Lao Cai hielten wir noch in einer Teeplantage (grüner Tee) und schließlich fuhren wir in Lao Cai noch zum Grenzübergang nach China, bevor wir am Abend wieder mit dem Nachtzug zurück nach Hanoi fuhren.
Gleich nach der Ankunft (4 Uhr früh) hatten wir Zeit, ein bisschen Schlaf nachzuholen, uns frisch zu machen und zu frühstücken, bevor es dann mit dem Auto in Richtung Ha Long Bay ging. Ha Long heißt übrigens „Herabsteigender Drache“. Die Vietnamesen glaubten, die mehr als 1000 Inseln und unzähligen Kalkstein-Felsbrocken seien Drachen, die sich in der Bucht niedergelassen haben, um das Land vor einer Invasion der Chinesen vom Meer aus zu schützen.
Wir hatten eine zweitägige Kreuzfahrt auf einem der Schiffe gebucht und wurden gleich nach der Ankunft an Bord gebracht. Die Bucht ist wunderschön (Weltkulturerbe). Aber leider war das Wetter sehr bedeckt.
Wir fuhren vom Schiff aus mit einem kleinen Boot zur „Überraschungshöhle“ und danach zu einer Insel mit Strand, den wir allerdings nicht zum Baden nutzten, denn das Wasser war viel zu dreckig! Diese einmalige, urzeitlich anmutende Landschaft wird extrem vermarktet – es wimmelt von Kreuzfahrtschiffen und Tagesauflugs-Booten, und niemand kümmert sich darum, wenn sämtliche Abfälle im Meer landen.
Nun, ich sollte hier nicht den Moralapostel spielen, schließlich haben auch wir unseren Teil dazu beigetragen, wenn auch unwissentlich. Trotzdem war es ein schöner Trip, speziell kulinarisch. Mittag- und Abendessen bestanden aus gefühlten 100 Gängen, überwiegend Meeresfrüchte und Fisch. Aber die Küche war flexibel genug, für Chang jeweils Alternativen zu servieren.
Nach einer sehr ruhigen Nacht auf dem Meer ging es nach dem Frühstück am nächsten Morgen per Bambusboot zu einer Lagune im Innern einer der Kalksteininselformationen. Ein Gefühl von Andacht stellte sich ein, als wir durch einen Spalt, der nur bei Ebbe freiliegt, in das Innere der Insel glitten und sich eine Landschaft auftat, die aus dem Zeitalter der Dinosaurier zu stammen schien. Nach einem üppigen Mittagessen ging es zurück an Land, wo unser Guide uns in Empfang nahm, um uns nach Hanoi zu bringen.
Zurück in Hanoi, das wir bereits 2011 besucht und besichtigt hatten, legte sich Chang erst einmal mit einer Erkältung ins Bett. Ich besorgte ihm Medikamente und nach einem heißen Bad und erholsamen Schlaf war er am nächsten Morgen wieder einigermaßen fit.
Aber: Unsere Vietnam-Reise war auch beendet. Die Zeit (23 Tage) war so schnell vergangen, wir haben so viel gesehen, so viele neue Eindrücke gesammelt.
Wir haben gelernt, dass die nette Geste, im Restaurant Tee auf den Tisch zu stellen, sobald der Gast sich hinsetzt, zwar eine landestypische Sitte ist, aber der Tee, so man ihn trinkt, bezahlt werden muss.
Das Baguette, das zum Frühstück serviert wird, hält dem Vergleich mit dem französischen Bruder leider nicht stand (zu weich und zu süßlich).
An speziellen religiösen Feiertagen darf man kein Hundefleisch, kein Katzenfleisch und keine Koy-Fische essen.
Die Menschen sind trotz der Armut (7 $ pro Tag ist der Mindestlohn) freundlich, fröhlich, aufgeschlossen, sie reden viel und laut.
Fazit:
Vietnam ist ein bemerkenswertes und sehenswertes Land! Einige Ecken wollen wir ein anderes Mal näher erkunden.
Deshalb: Hẹn gặp lại, auf Wiedersehen!
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